Slackline und Baumschutz: Die richtige Balance finden

24. März 2017

Für die einen ist es ein schöner Sport, für die anderen eine Gefahr für die Bäume im Park. Die Rede ist von der Trendsportart Slackline. Sicher ist, dass der Slackline-Sport auch in den nächsten Jahren weiter Verbreitung finden wird. Auf was zu achten ist, damit Slackliner und Bäume nicht den Spaß an der Sache verlieren, dazu sprach Jonas Weidemann vom Unternehmen „Slackliner-Berlin“ auf den Verkehrssicherheitstagen der FLL Anfang Dezember 2016 in Berlin.

Entlastung für die Bäume: Teilweise setzen Städte inzwischen auf Pfosten, die als Baumersatz dienen. Foto: Jonas Weidemann (Slackliner-Berlin)

Beim Slacklinen wird ein Band (die Slackline) zwischen zwei Bäume gespannt und dann versucht, auf diesem zu balancieren. Damit es dabei nicht zu unerwünschten Baumschädigungen kommt, ist es wichtig, Aufklärung zu betreiben und gemeinsam mit den Slacklinern Regeln aufzustellen. In Bonn hat beispielsweise das Amt für Stadtgrün gemeinsam mit dem Verein Slackline Bonn ein Merkblatt mit Regeln erarbeitet, um mögliche Schäden an Bäumen auszuschließen.

 

Die richtigen Bäume auswählen

Klar sei, dass immer ein Baumschutz verwendet werden muss, betonte Weidemann. Wichtig ist auch die Auswahl der richtigen Bäume. Weidemann rät generell zu Bäumen mit einem Mindestdurchmesser von 30 Zentimetern (einem Meter Umfang), zudem sollten sehr junge Bäume und solche mit flachen Wurzeln gemieden werden. Bäume mit dicker Borke seien generell besser geeignet, und Obstbäume eigneten sich generell nicht zum Slacklinen.

Teils hohe Belastungen für die Bäume

Je nach Art der Slackline entstehen unterschiedlich hohe Belastungen für den Baum. „Bei einer Lowline sind die Kräfte recht überschaubar, bei einer Trick- oder Longline sehen die Zug- und Druckkräfte schon ganz anders aus“, so Weidemann. Zwischen 300 Kilogramm und bis zu mehreren Tonnen bei Spitzenlasten müssten die Bäume beim Slacklinen aushalten. „Je länger und stärker die Line gespannt ist, desto dicker sollten auch die ausgewählten Bäume sein“, betont er. Weitere Schäden, die beim Baum auftreten können, sind das Quetschen des Baumes und der Abrieb der Rinde. Gerade Bäume, die sehr häufig bespannt werden, weisen deutliche Spuren durch die Slacklines auf, wenn kein Baumschutz verwendet wird. Das kann gerade an Slackline Hot-Spots ein Problem werden, denn hier werden in der Saison teilweise täglich Slacklines gespannt, wodurch der Baum wenig Zeit hat, sich zu erholen.

Verbote sind für alle Beteiligten unschön

„Städte, die Sorge um die eigenen Bäume haben, sollten sich anschauen, wo Slackline Hot-Spots sind, und dann überlegen, wie sinnvoll vorgegangen werden kann“, so Weidemann. „Leider kam es in den letzten Jahren immer wieder zu generellen Verboten, die Slacklines an den Bäumen zu spannen. Das ist eine Kurzschlusshandlung, die einen wunderbaren Sport unterbindet, ohne sich weiter mit dem Thema auseinandergesetzt zu haben.“ Natürlich sei die Sorge um die Bäume nachvollziehbar und müsse ernst genommen werden. Allerdings führen Verbote selten zu den gewünschten Ergebnissen und sind dazu noch für alle Beteiligten unschön, findet Weidemann.

Die Stadt könnte stattdessen Treffpunkte schaffen, sogenannte Slackline Parks, wo die Lines zwischen speziell im Boden verankerten Pfosten gespannt werden können. Teilweise werden auch Bäume in diese Parks eingebunden und mit einer Holzmanschette geschützt. Diese verteilt den Druck auf den Baum und verhindert den Abrieb der Borke. Hier gebe es allerdings noch Verbesserungsbedarf. Zur Zeit sammelt Weidemann Informationen und Erfahrungen aus verschiedenen Städten, um mit diesem Wissen eine sinnvolle Manschette zu konstruieren – die gebe es bisher nämlich nicht.

Viele Städte haben inzwischen solche Slackline Parks erschaffen, ob gelungen oder nicht liegt immer sehr im Auge des Betrachters, so Weidemann. Anfänger brauchen dabei nicht viel, ein Park mit einigen Pfosten und unterschiedlichen Abständen reiche hier aus. Soll der Park auch für Fortgeschrittene geeignet sein, müssten schon größere Längen eingeplant werden, sonst werde er schnell uninteressant. Daher muss ein Park gut überlegt und auf die Bedürfnisse und Anforderungen der Szene zugeschnitten werden. Außerdem sei es gut, hier längerfristig zu planen, selbst wenn der Sport noch eher klein ist.

Ein nach Weidemanns Meinung sehr gelungener Park ist der in Innsbruck (Österreich) in der Nähe der Uni. Dieser wurde gerade komplett neu gebaut, und es gibt dort viele Pfosten mit unterschiedlichen Längen.