Seit 2011 lockt die norditalienische Stadt Bergamo immer im September Einheimische, Besucher und Profis, sich mit dem Thema Landschaftsarchitektur zu beschäftigen. Über einen Zentrum von drei Wochen finden zahlreiche Events und Seminare statt und die Stadt verändert ihr Gesicht. 2017 stand das Ereignis unter dem Motto „Cool Landscape“.
Die treibende Kraft hinter der Veranstaltung ist der in Bergamo lebende und arbeitende Landschaftsarchitekt Maurizio Vegini mit seinem Verein Arketipos. Gemeinsam mit der Stadt Bergamo realisieren sie das Ereignis „I Maestri del Paesaggio“ (Die Meister der Landschaft). Mit erstaunlichem Erfolg: Insgesamt verzeichnete die Stadt 2017 rund 250.000 Besucher.
Entstanden ist ein einzigartiges Format, das sich nicht nur an Landschaftsarchitekten richtet, sondern die gesamte grüne Branche und die Öffentlichkeit mit einbezieht. So entsteht eine interessante Mischung aus Theorie und Praxis – neben der internationalen, sehr hochwertigen Konferenz werden Fachseminare und Kurse angeboten, auf der anderen Seite bietet die Veranstaltung Sponsoren (darunter GaLaBau-Unternehmen, Baumschulen und Natursteinproduzenten) die Möglichkeit, sich vor Ort zu präsentieren. Davon wiederum profitiert die Stadt, denn viele Touristen besuchen in den Innenhöfen, unter den Säulengängen und auf den zahlreichen Plätzen der Altstadt die mit Pflanzen, Blumenkübeln, Lampen und Möblierung gestaltete grüne Ausstellung. Mit dem Baumarkt OBI war dieses Jahr auch ein deutsches Unternehmen unter den Sponsoren vertreten, das drei Themengärten zeigte.
Die eineinhalbtägige Fachkonferenz „International Meeting“ am 22. und 23. September 2017 fand in der beeindruckenden Kulisse des ehemaligen Klosters Sant Agostina statt. Das Kloster ist heute Standort der Universität Bergamos, die im vergangenen Dezember aktuell auch den Internationalen Master in „Garden and Open-Space Design – IMaGOS“ (post lauream degree) startete.
Fokus 2017: Cool Landscape
Das Thema 2017 lautete „Cool Landscape“. Der niederländische Landschaftsarchitekt Lodewijk Baljon gab damit das Leitthema für die aus aller Welt angereisten Referenten der Konferenz vor und gestaltete unter dem Thema auch den zentralen Platz „Piazza Vecchia“ in Bergamo Alta für die Zeit des Events.
Mit dem Motto zielte Baljon auf zwei Ebenen ab: Zum einen auf die Bedeutung von Cool in Bezug auf den Klimawandel, also die Herausforderung für Landschaftsarchitekten, durch die Planung mit Pflanzen und Wasser die Auswirkungen der Klimaerwärmung in unseren Städten zu verringern. Zum anderen wollte der Fokus „Cool Landscape“ aber auch die Designebene spiegeln: Hier ging es um die Bedeutung von Fashion, von Trends und Moden in der Landschaftsarchitektur.
Ein Dach aus Ballons
Zum Entwurf zur temporären Umgestaltungder Piazza Vecchia sprach Baljon von einer bewussten soften Gestaltung. Dem wunderschönen Platz, den schon Corbusier als einen der schönsten Plätze der Welt beschrieb, fügte Baljon eine neue Ebene hinzu: Ein Dach aus Ballons. Dazu verwendete er rund 60 Klima-Ballons (Radiosonden), die er mit Seilen an Pflanzkübeln befestigte.
Hopfenpflanzen und Gerste waren die grünen Protagonisten auf dem Platz. Der Hopfen, der an den aufsteigenden Seilen kletterte, wand sich zu den großen Ballons, während unten die Gerste umgeben von dekorativen Stauden in farbigen Pflanzkübeln wuchsen. Hopfen könne als modisches Element betrachtet werden, so der Landschaftsarchitekt, mit Verweis auf die aktuelle „Crafter-Bewegung“, die zu vielen neuen Biertypen kleiner, lokaler Brauereien geführt habe. Die sonst steinerne Platzfläche war mit Kunstrasen abgedeckt. Das Mobiliar und die Sitzkissen konnten die Besucher nach Belieben gruppieren. Abends dienten die Ballons als Projektionsfläche – so entstanden unterschiedlichste Atmosphären, jeden Abend ließ sich „eine andere Geschichte“ erzählen: globale Erwärmung, Mode oder einfach nur eine faszinierende Farb- und Musikshow. Baljon gelang es durch die Umgestaltung, eine Wohnzimmeratmosphäre zu erzielen – die Sitzmöglichkeiten waren stets besetzt.
In der Mitte des Platzes war ein 27 Kubikmeter großer Eisblock aufgestellt. Er veranschaulichte das Thema Klimawandel und ansteigende Wasserspiegel und sollte eigentlich über die gesamte Veranstaltungsdauer von drei Wochen halten, tatsächlich war er jedoch bereits vor Eventende geschmolzen.
Welche Möglichkeiten es gibt, unsere Städte grüner, lebenswerter und „cooler“ zu gestalten, darüber machten sich die Referenten des mit über 300 Zuhörern gut besetzten internationalen Kongresses Gedanken. Neben Lodewijk Baljon aus den Niederlanden sprachen Thorbjörn Andersson (Schweden), Walter Hood (USA), Perry Lethlean (Australien), Michel Pena (Frankreich) und Filippo Piva aus Italien über alte und neue Projekte.
Fokus 2018: „Plant Landscape“
Der Fokus für dieses Jahr lautet „Plant Landscape“ – für das der Veranstalter den niederländischen Staudenspezialisten Piet Oudolf gewinnen konnte. Das verspricht eine sicherlich pflanzengeprägte Verwandlung Bergmos in diesem Jahr. Mehr Informationen zu den Veranstaltungen in Bergamo gibt es hier.