Initiative Verantwortung Wasser und Umwelt

30. August 2016

Wenn der Himmel die Schleusen öffnet …

 Starkregenereignissen und die Höhe der verursachten Schäden nehmen deutschlandweit zu – aber es wird noch zu wenig getan, um diese Schäden zu verhindern. So lauten ie Ergebnisse einer neuen Studie, die unter der Überschrift „Urbane Sturzfluten – Hintergründe, Risiken, Vorsorgemaßnahmen“ Ende Mai vorgestellt wurde.

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Viele Überflutungsschäden könnten verhindert werden – neue Studie „Urbane Sturzfluten“

 Erarbeitet wurde die Studie im Auftrag der „Initiative Verantwortung Wasser und Umwelt“, die aus der Arbeitsgruppe Tiefbau im Gesprächskreis Baustoffindustrie im BDB e.V. hervorgegangen ist. Die Studie belege, dass Starkregenereignisse als Überflutungsursachen bisher zu wenig Beachtung finden, obwohl diese mittlerweile 50 Prozent der Überflutungsschäden ausmachten. Besonders gefährdet sind demnach Wohn- und Industriegebäude, Infrastruktureinrichtungen und Verkehrsanlagen – nicht nur in flussnahen Lagen. „Daher fordern wir Kommunen, Grundstückseigentümer und die Wasserwirtschaft auf, aktiv zu werden: von der Datenerhebung und Gefährdungsanalyse bis zur Bauleitplanung und den entsprechenden Vorsorgemaßnahmen“, so der Sprecher der Initiative, Rainer Mohr, Geschäftsführer der Aco Tiefbau Vertrieb GmbH.

Die Studie klärt über die Ursachen, Gefahren und Risiken von Sturzfluten auf und möchte mit Maßnahmenvorschlägen zudem als Ratgeber für Politik und Bürger dienen. Die komplette Studie sowie der Forderungskatalog sollen unter www.bdb-bfh.de zum Download bereitgestellt werden. Neben technischen Maßnahmen beim Kanalnetz werden in der Studie auch Maßnahmen zur Reduzierung des Abflusses, etwa durch Gründächer und Versickerungsanlagen thematisiert.

Lösungen für den GaLaBau?

Die Studie verweist auch auf den für den GaLABau nicht uninteressanten Lösungsansatz der „Multifunktionalen Flächennutzung“. Kernidee dieses Ansatzes ist es, Freiflächen einer ursprünglich anderen Nutzung, wie Straßen, Parkplätze, Sportanlagen oder Grünflächen, im Fall eines Starkregenereignisses temporär zur gezielten Retention oder zur kontrollierten Ableitung der bei Überflutungen auftretenden Oberflächenabflüsse in dafür vorbestimmte Bereiche mit geringerem Schadenspotential zu nutzen.
Während im Ausland derartige Projekte bereits erfolgreich durchgeführt würden, gebe es in Deutschland noch Bedenken. Schlagwörter seien dabei etwa der Kompromiss zwischen Barrierefreiheit im öffentlichen Raum und der Möglichkeit, Straßen bei Bedarf einstauen zu können. Auch Haftungsfragen bei der Mehrfachnutzung, der Unterhalt und die Finanzierung von Umbaumaßnahmen seien Fragen, die es zu klären gelte.

Mögliche Handlungsansätze.
Mögliche Handlungsansätze für Nutzung von Regenwasser und Entwässerungssystemen.

Überflutungen nehmen in der Stadt zu

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Starkregenereignisse vorwiegend in den Sommermonaten und überall in Deutschland auftreten. „Es ist davon auszugehen, dass die Überflutungen insbesondere im urbanen Raum zunehmen. Um die genauen Risikogebiete erkennen zu können, sind Niederschlags- und Abflussmessungen sowie Überflutungsnachweise erforderlich. Diese werden bisher nicht in ausreichendem Maße durchgeführt“, erklärt Professor Wolfgang Günthert vom Institut für Wasserwesen an der Universität der Bundeswehr München, der die Studie erstellt hat.

Im Gegensatz zu Flusshochwasser gibt es bei Starkregen keine lange Vorwarnzeit. Die hohen Schäden durch Starkregenfälle entstehen durch die Überlastung der Entwässerungssysteme und unkontrolliertes Abfließen des Niederschlags auf der Oberfläche. Oft sei das Kanalnetz nicht für solche Mengen ausgelegt. Eine Schlussfolgerung der Studie ist daher die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Überflutungsschutzes bestehend aus Entwässerungssystem mit Regenwassermanagement, dem Schutz der Verkehrs- und Freiflächen sowie dem Objektschutz. Die Initiative hat einen Forderungskatalog erstellt, mit dem sie sich an Kommunen, die Wasserwirtschaft und Grundstückseigentümer wendet. Darin fordert sie die Analyse von Überflutungsgefährdungen, einen ganzheitlichen Überflutungsschutz, Vorsorgemaßnahmen, eine ausreichende Anzahl an Niederschlagsmessstationen sowie Maßnahmen zur Verminderung und Rückhaltung des Oberflächenabflusses in der Bauleitplanung.
hk.ts


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