Stauden: Auf den Standort kommt es an

21. Dezember 2016

Für eine gelungene und funktionstüchtige Staudenpflanzung ist der Standort entscheidend. Welche Faktoren zu beachten sind, erfahren Sie im zweiten Teil unserer Staudenserie.

Innerhalb einer Pflanzung können durch lokale Faktoren unterschiedliche Kleinstandorte entstehen, die sich in Wasserversorgung und Belichtung deutlich unterscheiden.  Planung: Annemieke Langendoen
Innerhalb einer Pflanzung können durch lokale Faktoren unterschiedliche Kleinstandorte entstehen, die sich in Wasserversorgung und Belichtung deutlich unterscheiden.
Planung: Annemieke Langendoen

Das System einer gärtnerischen Pflanzengemeinschaft ist komplex. Neben den ästhetischen Aspekten tragen die Bedürfnisse der Pflanzen an den Standort maßgeblich zum Funktionieren einer Pflanzung bei. „Funktionieren“ bedeutet dabei nicht unbedingt, dass möglichst alle Individuen am Leben bleiben. Entscheidend ist, dass sich das Gesamtsystem in einem ausgewogenen Miteinander gleichmäßig entwickelt. Der Standort einer Pflanze wird von den Faktoren seiner belebten und unbelebten Umwelt bestimmt. Bei einer gärtnerischen, ästhetisch komponierten Pflanzengemeinschaft wie bei einer Staudenpflanzung kommt hinzu, dass die Konkurrenzverhältnisse und Ausbreitungsstrategien der Arten untereinander zu beachten sind. Um den zukünftigen Standort einer Pflanzung richtig ansprechen und einschätzen zu können, müssen die im Folgenden dargestellten Standortfaktoren berücksichtigt werden.

Belichtung und Exposition

Die Belichtung und die Exposition der Pflanzfläche entscheiden maßgeblich über das mögliche Gestaltungsbild der Pflanzung und somit über die Pflanzenauswahl. Bei der Sonneneinstrahlung ist nicht nur die gesamte tägliche Besonnungsdauer der Pflanzfläche entscheidend, sondern vor allem die Besonnungszeiten in Abhängigkeit vom Einstrahlwinkel.

Problematisch wird es, wenn Standorte in den verschiedenen Jahreszeiten sehr unterschiedlich besonnt werden, beispielsweise nach dem Laubabwurf der Gehölze. Die Wintersonne kann – insbesondere bei gefrorenem Boden ohne schützende Schneeauflage – das Laub winter- und immergrüner Stauden schädigen.

Bei schattigen Standorten unterscheidet man vollschattige Flächen, die unter der dicht belaubten Krone von Gehölzen liegen, und eher lichtschattige Standorte am Rand von Gehölzen oder Bereiche, die von lockerkronigen Bäumen überstellt sind. Sonnen- und Schattenflecke wechseln sich ständig ab. Als halbschattige Standorte bezeichnet man Standorte, die mindestens vier Stunden besonnt werden.

Bodenverhältnisse

Tropische Üppigkeit am kühlen, absonnigen Gewässerrand mit Straußenfarn (Matteucia orientalis), Königsfarn (Osmunda regalis) , Scheinkalla (Lysichiton americanus), Schaublatt (Rodgersia pinnata) und Schwertlilie (Iris sibirica). Für derartige Bilder muss nicht nur die dauernde Wasserversorgung gewährleistet sein, nährstoffreicher, humoser Lehmboden und eine milde und luftfeuchte Lage in diesem Tal begünstigen das Wachstum und die Ausfärbung der Blätter. Foto: Bettina Jaugstetter     Tropische Üppigkeit am kühlen, absonnigen Gewässerrand. Hier muss nicht nur die dauernde Wasserversorgung gewährleistet sein, nährstoffreicher, humoser Lehmboden und eine milde und luftfeuchte Lage in diesem Tal begünstigen das Wachstum und die Ausfärbung der Blätter. Foto: Bettina Jaugstetter
Tropische Üppigkeit am kühlen, absonnigen Gewässerrand. Hier muss nicht nur die dauernde Wasserversorgung gewährleistet sein, nährstoffreicher, humoser Lehmboden und eine milde und luftfeuchte Lage in diesem Tal begünstigen das Wachstum und die Ausfärbung der Blätter. Foto: Bettina Jaugstetter

Weitere wichtige Standortfaktoren sind die Wasserversorgung und die Bodenverhältnisse. Die Bodenarten werden nach Korngrößen der mineralischen Bestandteile und deren Mischungsverhältnis unterschieden. Die Korngrößenverteilung eines Bodengemisches beeinflusst das Porenvolumen. Davon abhängig sind die Wasserhalte- und Wasserleitfähigkeit sowie die Sauerstoffversorgung der Wurzeln. Auch das Nähr- und Schadstoffspeichervermögen werden davon geprägt. Es gibt sogenannte Feinböden, wie Ton-, Schluff- oder Sandboden. Als Grobböden werden Kies (gerundet) oder Grus (kantig) mit einer Körnung von 2 bis 63 Millimetern bezeichnet. Lehm besteht aus gleichen Anteilen von Ton, Schluff und Sand. Je nach Mischungsverhältnis gibt es Mischböden wie zum Beispiel: sandiger Lehm (Hauptbestandteil Lehm) oder lehmiger Schluff (Hauptbestandteil Lehm).

Der organische Anteil ist neben der Nährstoffversorgung (insbesondere Stickstoff-Versorgung) auch für die Wasserhaltefähigkeit mit verantwortlich (Bildung von Ton-Humus-Komplexen). Der Humusgehalt sollte jedoch nicht zu hoch sein. Die organischen Anteile werden mit der Zeit abgebaut, und es kann zu erheblichen Setzungen in der Aufbauhöhe des Substrates kommen.

Soll ein fetter Standort für eine stresstolerante Pflanzung abgemagert werden, muss mineralisches Material, Sand, Kies oder Splitt 30–40 Zentimeter (cm) aufgetragen oder leicht eingearbeitet werden.

Klima und Niederschläge

Entscheidender Faktor ist das Klima. Man unterscheidet kontinentales Klima mit trockenen, warmen Sommern und kälteren Wintern vom ozeanischen Klima, das niederschlagsreicher, im Sommer kühler und im Winter milder ist. Aber auch lokale Faktoren (Kleinklima) wie erhöhte Luftfeuchtigkeit, zum Beispiel in Flussniederungen, wirken sich auf das Pflanzenwachstum aus. Die jährlichen durchschnittlichen Niederschläge und die Verteilung über das Jahr spielen eine Rolle, ebenso lokale Faktoren wie Regenschatten von Gebäuden oder Wurzeldruck benachbarter Gehölze. Die Wasserversorgung eines eher trockenen Standortes kann durch Mulchen, die Zugabe von Bentonit oder Humus verbessert werden.

Konkurrenzverhältnisse

Neben den Standortfaktoren beeinflussen auch die Konkurrenzverhältnisse zwischen den Arten entscheidend die Entwicklung und Dauerhaftigkeit der Pflanzung. Viele Pflanzen wachsen in natürlichen Pflanzengemeinschaften nicht an ihrem physiologischen Optimalstandort, sondern müssen an Randgebiete ausweichen, da sie sonst von konkurrenzstärkeren Arten verdrängt werden. Dieses Wissen um das Konkurrenzverhalten, das mit dem jeweiligen Ausbreitungsmechanismus der einzelnen Pflanzenart zusammenhängt, muss durch Beobachtung und Ausprobieren der Pflanzenkombinationen erworben werden.

Lesen Sie den ganzen Bericht mit vielen praktischen Tipps und Bildern in der Ausgabe 06/2016 der TASPO GARTENDESIGN.