Mit seinem Mantra: „Bäume, Bäume, Bäume“ ist Daniel Zimmermann, einer der drei Inhaber vom Büro 3:0 Landschaftsarchitektur in Wien, ein viel gefragter Speaker und Experte, gerade bei Fachleuten aus der Baubranche und Stadtplanung. Der Wissensstand über die möglichen und notwendigen Strategien für Städte sei teilweise sehr ernüchternd. „Viele haben es noch nicht realisiert: es geht hier nicht um die Reduktion klimaschädlicher Gase, auch wenn Pflanzen dabei eine große Rolle spielen. Bäume in der Stadt gehören bereits zu den Klimaanpassungsmaßnahmen. Ohne sie werden unsere Städte in Zukunft nicht mehr sehr angenehm sein.“
Und für manche Menschen sogar tödlich. Im Hitzejahr 2018 Jahr verzeichnete Österreich über 750 Hitzetote, fast doppelt so viele wie im Straßenverkehr. In Deutschland gab es im selben Jahr circa 8.700 hitzebedingte Sterbefälle, Verkehrstote hingegen um die 3.700.
Stadtbäume haben zu kämpfen
Seit gut zehn Jahren forscht und spricht Daniel Zimmermann zur Lebensqualität von Stadtbäumen. Es war zunehmend auffällig, dass die Mehrzahl junger Bäume nicht die zu erwartende Größe und Vitalität aufwiesen. „Vor dem Schlosspark Schönbrunn stehen zwei Platanen, circa 185 Jahre alt. Ihr Baumdach überschirmt 1.200 Quadratmeter,“ schwärmt der gebürtige Wiener. Ein Umfang, der von Neupflanzungen gar nicht mehr erreicht wird. „Wir haben uns eines Tages gefragt: Warum fangen die Bäume schon mit 15 Jahren an zu kämpfen?“
Gemeinsam mit seinen Büropartnern Robert Luger und Oliver Gachowetz und im intensiven Austausch mit den nationalen und internationalen Kollegen begannen sie nach den Ursachen zu suchen. Vor allem der Austausch mit Stefan Schmidt von der Gartenbauschule Wien-Schönbrunn und der Österreichischen Bundesanstalt für Wasserwirtschaft erwies sich als sehr hilfreich. „Der Niedergang der Stadtbäume beginnt in den 1980er, als der technische Fortschritt es ermöglichte, den Untergrund immer stärker zu verdichten.“ Für die Wurzeln der Baumriesen ein gewaltiger Nachteil, der sie auf Dauer viel zu früh das Leben kostet.
Um das große Potenzial bereits gepflanzter Bäume noch zu retten, startete Graz 2021 eine Versuchsreihe mit Bestandsbäumen im Straßenraum. 60 Jahre alten Kastanienbäumen wurde mittels Erdsaugern zu einem neuen porenreicheren Boden verholfen. Vis à vis wurde eine neue Baumreihe aus Schnurbaum (Styphnolobium japonicum) und Bosnischem Ahorn/Schneeball-Ahorn (Acer opalus) in einen multifunktionalen Wurzelraum gesetzt. Auf beiden Straßenseiten muss je ein Referenz-Exemplar in einem herkömmlichen Baumquartier nach aktueller Bauweise ausharren. Bereits nach dem ersten, extrem trockenen Standjahr zeigen sich die Neutriebe der gut vorsorgten Bäume länger und die gemessene Chlorophylldichte in den Blättern ist höher.