Vom Hochgebirge in den Garten

3. Oktober 2016

Hans Martin Schmidt hat sich mit seinem Betrieb „flora montana” auf alpine und kleinwüchsige Pflanzen spezialisiert. „Ich hatte schon immer eine Leidenschaft für kleine, filigrane Sachen“, sagt Hans Martin Schmidt, Gärtnermeister und Florist, Berufsschullehrer, Autor und seit 2002 Inhaber der fränkischen Gärtnerei „flora montana“. Auf der Frankenhöhe produziert er Gebirgspflanzen, darunter befinden sich auch viele Raritäten.

Hans Martin Schmidt, Gärtnermeister, Florist und Autor von Büchern und Fachartikeln, lehrt auch an Berufsschulen für Gärtner.
Hans Martin Schmidt, Gärtnermeister, Florist und Autor von Büchern und Fachartikeln, lehrt auch an Berufsschulen für Gärtner.

 

Wenn Schmidt eine Kiste für den Markt packt, ist die halbe Welt darin: Er tauscht und kauft Saatgut weltweit über verschiedene Steingartengesellschaften und Samensammler. „Wo das normale Staudensortiment aufhört, fängt meins an“, sagt Schmidt, dessen Sortiment inzwischen rund 2.000 Arten und Sorten mehrjähriger Pflanzen, Stauden, Gräser und dauerhafter Zwiebelpflanzen umfasst.

Lebensräume und Ansprüche

Da viele seiner Spezies auf extreme Lebensbedingungen spezialisiert sind, werden Standort und Kleinklima zu wichtigen Faktoren: Selbst auf kleinstem Raum ist ein Steingarten möglich, sagt Hans Martin Schmidt, in Metallwannen, Trögen aus Holz, Natursteintrögen, Futtertrögen aus Keramik und sogar in einfachen Balkonkästen. Je nach Herkunft haben die Pflanzen unterschiedliche Überlebensstrategien, Eigenschaften und Ansprüche: Einige mögen kalkhaltige Erde – andere nur Silikat-Gestein; die einen wuchern in-einander – andere wachsen in Horsten oder stehen einzeln. „Viele denken, auf Schotterplätzen im Hochgebirge sei es immer trocken“, sagt Schmidt. „Aber das stimmt nicht: Die meisten Gebirgspflanzen bilden ein riesiges unterirdisches Wurzelwerk und kommen so an genügend Feuchtigkeit. Das macht die Kultur einiger dieser Pflanzenschätze schwierig.“

Gute Auslese wichtig

Draba brunifolia ssp. olympica. Fotos: G. Dürselen (1), Werkfoto
Draba brunifolia ssp. olympica. Fotos: G. Dürselen (1), Werkfoto

Wenn der 61-Jährige von irgendwo her neue Samen bekommt, probiert er erst einmal aus. Das ist einer der Unterschiede zur „normalen“ Staudengärtnerei: Er kauft keine Palette Jungpflanzen mit Beschreibung für die Kultur, sondern muss sehen, was im fränkischen Klima auf 500 Metern geht. So birgt eine Aussaat wild gesammelter Samen eine Vielzahl von Individuen, die unterschiedlich auf die Bedingungen in Kultur reagieren können. Sich gut entwickelnde Pflanzen werden mit grünen Etiketten markiert und weiter vermehrt. Dieses permanente Selektieren ist eine spannende Arbeit.

Immer etwas Neues probieren

Im Büro stehen Bücher in chinesischer, arabischer und englischer Sprache, ebenso Literatur und Korrespondenz vieler Alpin-Pflanzengesellschaften. Von solchen Gesellschaften bekommt er Samen seltener Pflanzen, welche die Mitglieder in den Bergen gesammelt haben. Da es zu Schmidts Bedauern nur wenig gute deutsche Fachliteratur gibt, schreibt er sie selbst: 2016 kam sein Buch „Steingärten“ in der dritten überarbeiteten Neuauflage heraus, das sich an Neulinge und erfahrene Steingartengärtner richtet.

  www.floramontana.de

Erfahren Sie noch mehr über Martin Schmidt und seine Arbeit im Artikel der TASPO 35/2016

 

Buch-Tipp: Hans Martin Schmidt, Steingärten. Planen – Pflanzen – Pflegen; 3. Überarbeitete Neuauflage, BLV Verlag 2016. ISBN 978–3–8354–1477–8