Zeiten ändern sich und so ist auch der klassische Friedhof im Wandel. Studenten der Hochschule Geisenheim haben gemeinsam mit der Grünflächen- und Friedhofsverwaltung in Montabaur neue Ideen für eine Friedhofumgestaltung entwickelt.
Umdenken und Umgestalten in Montabaur
Die Stadt Montabaur, im südlichen Westerwald gelegen, verfügt über einen fast 190 Jahre alten Friedhof in Innenstadtnähe mit altem Baumbestand, historischen Gräbern, Ehrenhainen und einer Kapelle. Es ist die größte öffentliche Grünanlage in Montabaur. Doch viele Flächen liegen inzwischen brach. Frische Ideen brachten Landschaftsbau-Studenten von der Hochschule Geisenheim nach Montabaur: In einem gemeinsamen Projekt mit der Grünflächen- und Friedhofsverwaltung der Stadt entwickelten sie umfassende und spannende Konzepte, wie der Friedhof sukzessive in einen Parkfriedhof umgewandelt werden könnte.
Kooperation mit einer Hochschule
Kristina Pörtner und Markus Kuch von der Verbandsgemeindeverwaltung nahmen Kontakt mit der Hochschule Geisenheim auf, mit dem Ziel, ein gemeinsames Projekt für die Friedhofsplanung zu initiieren. Professor Gerd Helget von der Hochschule Geisenheim unterrichtet das vierte Semester des Studiengangs Landschaftsarchitektur und zeigte sich der Idee gegenüber sehr aufgeschlossen. „Für die Studenten ist es etwas Tolles, wenn sie ihre Studieninhalte an einem konkreten, realen Objekt erarbeiten können“, so Helget. Anfang April 2016 besuchten die 34 Studenten Montabaur. Nach einer ersten Führung über den Friedhof ging es darum, die Zeit vor Ort zu nutzen und möglichst viele Informationen über den Friedhof zu erhalten oder am Objekt selbst zu sammeln. Besonders interessierten sich die Studenten für die historischen Hintergründe und die Einbindung in die Stadt.
„Überlegen Sie sich auch, wie man den Friedhof für die Angehörigen und auch andere Besucher interessant machen kann“, regte Markus Kuch an. „Wir möchten den Friedhof nicht nur als Bestattungsort, sondern auch als öffentliche Grünanlage mit Parkcharakter verstehen.“ Mit dieser Aussage wurde die Hauptaufgabe für die Studenten formuliert, den Friedhof auch für Spaziergänger attraktiv zu machen und für Kulturveranstaltungen wie Lesungen, Konzerte oder Stadtführungen zu öffnen.
In den darauf folgenden sieben Wochen erarbeiteten die Studenten in sieben Arbeitsgruppen ihre individuellen Konzepte und reisten am 27. Juni noch einmal nach Montabaur, um ihre Ideen in der Abschlusspräsentation einer Jury und dem Stadtrat vorzustellen.
Platz 3: der Entwurf „Parkfriedhof Monrepos“
Dieser Entwurf überzeugte die Jury vor allem durch die Ideen für den schwer zu nutzenden unteren Teil des Friedhofs. Besonders erwähnenswert sind hier die beiden Vorschläge für steile Hangbereiche „Die ewig währenden Kreuzgärten“ sowie der Kirschblütenhain „Der letzte Tanz“. Der Hain trägt mit seinem hohen Zierwert zur Gestaltung des Friedhofs bei und bietet nebenbei die Möglichkeit dort Baumbestattungen durchzuführen.
„Die ewig währenden Kreuzgärten“ nutzen Rampen um das steile Gelände besser begehbar zu machen. Die so gewonnen Zwischenflächen bieten Raum für kreuzförmig angelegte, bepflanzte Flächen zur Urnenbestattung
Platz 2: „Begegnen, Wandeln und Bewahren“
In diesem Entwurf werden bestehende Elemente und Bestattungsformen wie die Urnenstelengräber geschickt aufgenommen und an anderer Stelle gekonnt inszeniert. Das Thema Baumbestattungen wird über einzelne Urnenbäume integriert, die Teil einer Platzfläche sind, aber gemeinsam mit der Rahmenbepflanzung aus der Entfernung nicht als Bestattungsort wirken. Weiter greift der Entwurf den Gedanken einer naturnah bepflanzten Bestattungsfläche auf und präsentiert sie in einem ansprechend gestalteten Areal.
Platz 1: „Organisch mal anders…“
Mit dem ersten Platz wurde der Entwurf „Organisch mal anders…“ für seinen Mut belohnt, die bestehenden Friedhofswege im oberen Bereich des Friedhofs zu hinterfragen und im Hinblick auf die Gestaltung neu anzulegen. Dabei sind die neue Wegeführung und Platzgestaltung von organischen Formen, wie Blattumrissen, inspiriert. Um die mutige Gestaltung in der Umsetzung zu unterstützen, schlagen die Studenten eine Wegehierarchie vor, die nach der Art der Nutzung angelegt wird. Die unterschiedlichen Nutzungsarten spiegeln sich in der Auswahl der Belagsarten wieder.
Die Idee des organischen, sich wandelnden Friedhofs spiegelt sich auch in den naturnahen Bestattungsflächen wieder, die zum einen keine starre Bepflanzung aufweisen und zum anderen die gemischte Belegung mit Urnen und Särgen zulassen. Dadurch ist es möglich, auf die schwankenden Bestattungszahlen bei Urnen und Särgen flexibel zu reagieren.
Lesen Sie den ausführlichen Bericht mit einer detaillierten Beschreibung der Entwürfe in der Zeitschrift Friedhofskultur Ausgabe 11/2016.